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Nahwärme Hitzleried: Erfahrungsbericht aus Ersingen

Vortrag vom 17.10.2024

Besucher der Veranstaltungen zum Nahwärmenetz Hitzleried hatten sich den Bericht eines Experten für Nahwärmenetze gewünscht. Frau Westermann aus Ersingen wohnt auch in Hitzleried und hat den Kontakt zu Herrn Hans Dennig vermittelt. Er hat die Genossenschaft Biowärme Ersingen (BWE) vor mehr als 10 Jahren gegründet und als Vorstand bis 2023 geleitet.

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BEW versorgt in Ersingen:
Sozialstation, Grundschule, Kindergarten, Hallenbad, Sporthalle, Bauhof
und anfangs 60 später 80 private Haushalte.

Der Wärmepreis beträgt 11 ct/kWh, ein sehr günstiger Preis, weil die Genossenschaft ohne Gewinne plant und die Wärme aus einer Biogasanlage sehr günstig eingekauft werden konnte.

 

Die Heizzentrale wurde bei der Biogas-Anlage gebaut; das ist zwar ziemlich weit außerhalb des Versorgungsgebiets (Wärmeverluste!) hat aber den Vorteil, die Abwärme der Biogasanlage einfach nutzen zu können. Im Winter wird die Wärme zusätzlich durch eine Hackschnitzel-Anlage ergänzt.

Netzverlauf

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Heizzentrale an der Biogasanlage

 

 

Netzverlauf

Heizzentrale an der Biogasanlage

 

 

Zum Wärmenetz wurden Datenleitungen verlegt. Sie ermöglichen eine dauernde Überwachung jedes Heizungsanschlusses und eine Möglichkeit zur Fernwartung. Diese Kosten sind mit dem Wärmepreis abgedeckt.

Beim Bau des Netzes wurde auf kostengünstige Hausanschlüsse geachtet: Begrenzte Übernahme der Leitungskosten auf dem Grundstück und Eigenleistung bei der Wiederherstellung der Oberfläche. Ursprünglich mussten die Anschlussnehmer nur € 5.000 für den Anschluss bezahlen, spätere Anschlüsse wurden mit € 15.000 berechnet.

Die Kosten für die Wärmelieferung verglich der Referent mit denen der Weiternutzung einer Ölheizung: Bei 2.000 ltr Heizölverbrauch pro Jahr ergibt sich ein Gleichstand der Kosten.

Zu berücksichtigen ist aber, dass Ölheizungen in 10 - 20 Jahren nicht mehr genutzt werden dürfen und der Heizölpreis durch die CO2-Steuer sicher stark steigen wird.

Das Beispiel der Biowärme Ersingen ist für Hitzleried insofern interessant, als es aus einer Genossenschaft heraus entstanden ist, mit begrenzter Unterstützung durch die Kommune.

Hans Dennig erläuterte ausführlich, was bei dieser Art von gemeinnütziger Genossenschaft beachtet werden muss: Es geht nur mit großem Engagement der Beteiligten:

  • mindestens 2 Vorstände
    möglichst mit technische und/oder kaufmännischen Kenntnissen

  • 5 Aufsichtsräte (nur Sitzungen)

  • Mitarbeiter für den Betrieb
    möglichst auch mit Vorkenntnissen, z.B. Heizungsbauer, Elektriker, Forstwirte

In Ersingen werden alle Leistungen der Beteiligten in der Genossenschaft mit einem moderaten Stundensatz (ca. € 25) abgegolten, unabhängig von der jeweiligen Tätigkeit.

Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Dennig werden im Zuhörerkreis grundsätzliche Fragen erörtert, etwa zur Unternehmensform und zur generellen Sinnhaftigkeit eines Wärmenetzes. Die Besucher bedanken sich bei Herrn Dennig für den gelungenen Vortrag.

Die Arbeitsgruppe Nahwärme Hitzleried als Veranstalter des Abends kündigt die weitere Vorgehensweise an: Die Gemeinde wird ein Schreiben des Bürgerforums an alle Hausbesitzer in Hitzleried verschicken; darin wird die Bereitschaft zur Beteiligung an einem Wärmenetz abgefragt. Außerdem wird nachgefragt, ob sich Teilnehmer an den Kosten einer weiteren Machbarkleitsstudie beteiligen würden.

gez. Uli Schaaf
für das Bürgerforum Seeg

 

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