Das Fortbildungszentrum Eggensberger hat Thomas Roggenkamp zu diesem Vortrag am 10. März 2025 im Haus Hopfensee eingeladen.
Ulrich Schaaf begrüßte die Teilnehmer und gab einen Überblick über bisherige und zukünftige Vorträge. Nach bisher 15 Vorträgen, die sich vor allem mit einzelnen Themen von Klima&Energie befassten, verlagert sich der Schwerpunkt zunehmend auf Lösungen.
Hubert Endhardt, stellvertretender Landrat moderierte die Veranstaltung und wies auf die vorbildliche Mitarbeiter-Betreuung und auf den gelungenen Generationswechsel bei der Fa. trane-Roggenkamp hin.
trane-Roggenkamp installiert Kältemaschinen und Wärmepumpen zusammen mit PV-Elementen. Weitere Geschäftsfelder sind Regelungstechnik und Planungsberatung. Es gibt ca 160 Mitarbeitende und Kooperationen mit Firmen aus der Region.
Download der Vortragsfolien von Thomas Roggenkamp (LINK).
Geht das mit Wärmepumpen?
Am Beipiel von Hochhäusern in Füssen-West beschrieb Roggenkamp wie man diese mit kalter Nahwärme und PV-unterstützten Wärmepumpen versorgen kann.
Die Situation heute:
Ein 9-stöckiges Haus hat etwa 3.200 qm Wohnfläche, die zu beheizen sind. Je qm werden bei einem solchen Haus etwa 120 kWh im Jahr zum Heizen gebraucht. Bei aktuellen Gas- und Strompreisen brauchen die Bewohner jedes Jahr ca. 50.000 € zum Heizen und erzeugen dabei 100 to CO2.Mögliche Lösung:
Bestandsbauten sowie Bestands-Hochhäuser können nach Roggenkamp mittels Wärmepumpe und PV (am Dach, Fassade, Balkonkraftwerke) mit Wärme versorgt werden. Die Technik amortisiert sich - ohne Förderung - bereits beim Einzelgebäude nach 10 Jahren bzw. mit Nahwärme-Netz nach 12 Jahren.
Der Referent empfiehlt, zunächst die alte Gasheizung im Gebäude zu belassen;um zur Sicherheit eine Rückfallheizung zu haben, aber auch aus psychologischen Gründen.
Varianten:
> Einzellösung je Gebäude mit Erdwärme aus Grundwasser bzw. Sonden oder
> Heizzentrale mit kalten Wärmenetz (25 - 35 °C) für das Quartier
Kostenvergleich der Lösungen
Die Investitionskosten für Wärmepumpe, PV-Anlage und Erdarbeiten müssen sich über geringere Kosten für das Erdgas finanzieren. Roggenkamp rechnet ohne Förderung, nur mit Marktpreisen.
Diskussionen
Die Zuhörerschaft war durchaus erstaunt, dass man Wärmepumpen im Althausbestand mit vielstöckigen Mehrfamilienhäusern zum Heizen benutzen kann.
Wenn es gelingt, dass die Investitionen von einer Wärmegesellschaft getätigt werden, die den Bewohnern die Wärme verkauft, kann man auch Bewohner überzeugen, die keine langfristigen Investitionen tätigen wollen.
Platzbedarf einer Wämepumpe
Eine Großwärmepumpe benötigt eine Höhe von < 2m, Breite von 2 m und Länge von 3-4 m. Diese Geräte können oft in den Heizungskellern aufgestellt werden.
Lärmbelästigung
Luft-Wärmepumpen sind laut und können stören. Wasserwärmepumpen sind nahezu geräuschlos.
Dämmung der Gebäude
Eine intensive Diskussion dreht sich um die Sinnhaftigkeit einer Gebäudedämmung: der Referent verweist auf die Kosten einer Dämmung, die sich oft erst nach Jahrzehnten amortisieren. Einige Teilnehmer glauben aber, dass es ohne Gebäudedämmung nicht geht.
Abwärme als Wärmequelle
Die Wärme für ein kaltes oder besser lauwarmes Nahwärmenetz wird am besten über Abwärme gewonnen.
Roggenkamp fragt, ob die Industrie- und Gewerbebetriebe in Füssen-West Kühlbedarf haben. Die Kühlung könnte von einer Energiezentrale zur Wärmegewinnung im Nahwärmenetz genutzt werden.
Als Abwärmequelle käme auch eine Kläranlage in Frage, die jedoch nicht weit entfernt liegen darf.
Abwärme könnten auch kleine Gas-Kraftwerke (BHKW) oder später Elektrolyse-Anlagen zur Wasserstoff-Gewinnung liefern.
Eigentümerstruktur
In Füssen-West gibt es viele Wohnungseigentümer-Gesellschaften. Es wird schwierig sein, diese von einer Investition zu überzeugen. Viele Eigentümer sind auch im Rentenalter und möchten überhaupt nicht mehr investieren. Siehe die Bemerkungen oben zu einer Wärmegesellschaft.
Wie soll es weitergehen?
Die Stadt Füssen hat eine Wärmeplanung beauftragt. Darin gibt es die Daten zum Wärmebedarf eines jeden Gebäudes. Außerdem wird es einen Vorschlag der Bearbeiter für die Abgrenzung von Quartieren und deren Wärmeversorgung geben. Es wird also Gebiete geben, in denen die Wärmedichte so groß ist, dass sich ein Wärmenetz lohnt.
Das Gebiet Füssen-West wird mit großer Wahrscheinlichkeit dabei sein.
gez. U. Schaaf