Power-to-Gas: Der Weg zu grünem Gas
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Beispiele | Forschungsprojekte |
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Kleine P2G-Anlage | Power-to-Gas-Anlage für Wohnungen in Augsburg |
Die Veranstaltung des Bürgerforums (siehe Einladung) war gut besucht; ca. 60 Teilnehmer waren da, wobei sich weitere 10 Interessenten entschuldigt hatten.
Der Bürgerforumsvorsitzende Ulrich Wagner eröffnete den Abend und kündigte die Vorträge an. Siehe Zusammenfassung und Vortragsfolien unten.
Hier der Bericht von Werner Böck im Ostallgäuteil der Allgäuer Zeitung: Wie Seeg sich künftig selbst mit Energie versorgen kann.
Ergebnisse:
- Einige Besucher bezweifelten, dass kleine Gaskraftwerke (BHKW) sinnvoll sind, um mehr erneuerbare Energie zu haben. Sie plädierten für Biogas- bzw. Holz-BHKW's
- Die Befürworter von Stromerzeugung über Gas-BHKW argumentierten, dass Strom aus kleinen Kraftwerken die Energieeffizienz fördert, weil die Wärme im unmittelbaren Umfeld besser genutzt werden kann, als bei großen Kraftwerken.
- Manche Teilnehmer äußerten in Anschlussgesprächen, dass es besser wäre, kein Gasnetz in Seeg zu haben, weil die fossile Energienutzung mit einem Gasanschluss für 30 Jahre festgeschrieben ist.
- Gas-Befürworter wiesen darauf hin, dass Erdgas in der Zukunft "grün" sein wird; es wurde auf den Einführungsvortrag der Erdgas Ostallgäu (EAO) am 19.11.18 verwiesen.
- Der Anteil des Eigenverbrauchs von PV-Strom kann durch Batteriespeicher in Einzelhäusern gesteigert werden, so die Spezialisten von den Elektrizitätsversorgern.
- Eine weitere Möglichkeit sei es, größere Batterien gemeinsam aufzustellen, um damit Geld zu verdienen und dabei das Stromnetz zu stabilisieren.
- Batterien seien jedoch immer noch zu teuer, um große Strommengen über viele Tage zu speichern.
- Um große Mengen von Überschussstrom zu verwenden, bietet sich die chemische Stromspeicherung an: Strom wird über Elektrolyse in Wasserstoffgas, bzw. künstliches (grünes) Erdgas umgewandelt und kann dann über Monate gespeichert werden. Entsprechende Verfahren sind jedoch noch nicht marktreif.
- Wenn die Förderung der Photovoltaik ausläuft sollten die Anlagen weiter laufen, um die erneuerbare Energie zu behalten.
- Alte Anlagen sind jedoch nicht mehr rentabel, wenn sie wie bisher nur einspeisen. Eigenstromnutzung und Stromverkauf an Mieter und Nachbarn müssen dann organisiert werden.
- Energieeffizienz: Die beste Energie ist diejenige, die eingespart wird. Darüber waren sich alle Teilnehmer einig. Das Energiekonzept des Bürgerforums soll dies noch deutlicher herausarbeiten.
- Eine wichtige Aufgabe - so die Energiespezialisten des Stromversorgers - ist der Ausgleich zwischen unregelmäßiger Stromerzeugung durch die Sonne und dem Verbrauch. Die Zukunft wird darin gesehen, dass Erzeugung und Verbrauch per Daten- und Speichermanagement dynamisch angepasst werden.
- Einige Teilnehmer sehen die größte Herausforderung der Energiewende darin, dass die nötige Zusammenarbeit zwischen Bürgern untereinander sowie mit Wirtschaft und Verwaltung möglich gemacht wird.
- Ein Austausch mit anderen Gemeinden, die ebenfalls den Anteil erneuerbarer Energie stark erhöhen wollen, würde sich empfehlen.
Vorträge:
Klimawandel in Seeg bekämpfen?
Uli Gut analysierte die Situation der erneuerbaren Energie in Seeg, im Hinblick auf die Photovoltaik (PV):
Seine Kernaussagen:
- Seeg wird den Klimawandel alleine nicht verhindern
- hat aber das Potenzial den Anfang zu machen. - Strom:
> Die installierte PV-Kapazität produziert 50% soviel Strom, wie Seeg insgesamt im Jahr verbraucht.
> Wenn man über 5 Jahre soviele neue PV-Anlagen wie 2009 / 2010 installiert sind es 100% - Wärme am Beispiel der Hauptstraße in Seeg:
> Man bräuchte nur 20% der Sonneneinstrahlung auf der verfügbaren Dachfläche, um den Bereich mit PV zu beheizen. - Sein Fazit:
Energie ist vorhanden, wir müssen sie nur speichern! - Was wir brauchen:
> Den Willen zur Veränderung
> Neue effiziente Energiespeicher
> Ein Marktanreizprogramm für alle Arten von Energiespeicher.
Was passiert mit PV-Anlagen nach der Förderung?
Uli Schaaf berichtete zunächst über die Ergebnisse einer Fortbildungsveranstaltung in Nürnberg bei Bayern-Innovativ:
Kernaussagen:
- Nach Ablauf der Förderung wird es keine weitere Förderung geben.
- Wenn die Anlagen einfach weiter einspeisen, bekommt man nur den Börsenpreis, derzeit ca. 5 ct/kWh.
- Abgeschriebene Anlagen liefern noch lange weiter Strom, bis zu 40 Jahre Lebenszeit der Module.
- Damit die Anlagen weiter betrieben werden können braucht man neue Geschäftsmodelle, insb.
> Eigennutzung des erzeugten Stroms als sehr rentable Möglichkeit.
> Mieter- oder Quartiersstrom: Stromlieferung über besondere Leitungen an Mieter oder Nachbarn. - Entsorgung erst nachdem die Module kaputt sind.
Energieversorgung wenn die Sonne nicht scheint?
Uli Schaaf stellte das Konzept für die Weiterentwicklung des Seeger Energiesystems vor, eine Abfolge HEUTE - MORGEN - ÜBERMORGEN. Das Konzept geht von einem Maßnahmen-Mix aus.
Kernaussagen:
- Seeg hat HEUTE gute Voraussetzungen:
> Hoher Anteil an PV-Strom
> Holz als nachwachsender Rohstoff hat bereits einen hohen Anteil
> Zwei Nahwäremenetze liefern Wärme aus erneuerbarer Energie - Wenn MORGEN das Gasnetz nach Seeg kommt gibt es Chancen:
> Ölheizungen durch saubere Gasheizungen ersetzen.
> Eigenen Strom in kleinen Gaskraftwerken (BHKW) produzieren.
> Wärme, die dabei entsteht in den Nahwärmenetzen verwenden.
> Vielfältige Möglichkeiten zur Eigenstromnutzung aus PV-Anlagen. - Heute schon an ÜBERMORGEN denken für viel erneuerbare Energie:
> Zubau weitere PV-Anlagen.
> Batteriespeicher für einen kurzfristigen Ausgleich zwischen Stromangebot und -nachfrage.
Grünes Gas verwenden:
> aus Biogasanlagen
> Sonnengas (PowerToGas) erzeugen zur langfristigen Speicherung für Strom & Wärme
Die nachfolgende rege Diskussion verlief sehr sachlich und offen. Siehe Ergebnisse oben.
Am 19.11.2018 fand dann eine Veranstaltung der EAO zur Einführung des Gasnetzes in Seeg statt. Siehe Bio-Gasnetz für Seeg?
gez. Uli Schaaf