Blog from December, 2018

Regionalenergie: Rahmenbedingungen verbessern

Viele Gründe sprechen für eine Energiewende von unten, vor allem die anstehende Verknüpfung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr, die nur im lokalen / regionalen Kontex möglich ist. Aber auch die Verankerung der Energiewende bei Bürgern und Unternehmen braucht regionale Strukturen.

Im einzelnen möchten wir aus unserer Sicht in Seeg folgende Maßnahmen empfehlen:

  • Gebäudesanierung beschleunigen :
    Öffentliche Institutionen sollen mit gutem Beispiel vorangehen. Ziele für die Kommune setzen und bei Erreichnung mit größeren Zuwendungen belohnen. Alle Informationsmaßnahmen nutzen, z.B. Energiekaravane oder Programm für Beratung durch Handwerker aufsetzen.
  • Speicherung und Lastverschiebung fördern:
    Es braucht eine massive Umschichtung der Fördermittel von den Stromerzeugungs-Anlagen hin zu Anlagen, die EE-Strom speichern und Lastverschiebung (Strom dann verbauchen, wenn er verfügbar ist) ermöglichen. Vor allem aber muss der Förderungsdschungel wesentlich vereinfacht werden.
  • Planungssicherheit für PV-Anlagen:
    Nach dem Ende der EEG-Förderung brauchen Anlagenbesitzer die Sicherheit,
    > dass der Netzbetreiber einen festen Preis für die Einspeisung garantiert,
    > dass Anlagenbesitzer die Möglichkeit haben, ihren Strom als Mieter- oder Quartiersstrom zu verkaufen
    Besitzer von Anlagen sollen ermutigt werden, schon vor dem Förderungsende Eigenstrom, bzw. Mieter- oder Quartiersstrom zu erzeugen.
  • Regionalstrom dem Eigenstromverbrauch gleichstellen:
    Regionalstrom wird heute mit 2 Abgaben-Komplexen belastet:
    > EEG-Umlage, ca. 6,5 ct/kWh
    > Netzgebühren, ca. 7 ct/kWh
    Die EEG-Umlage kann entfallen oder gekürzt werden. Als Ausgleich könnte auch die Förderung beteiligter Anlagen zurückgefahren, bzw. Großverbraucher, die wenig EEG-Umlage bezahlen, etwas mehr belasten werden. Die Netzgebühren können reduziert werden, wenn Regionalstrom nur im Verteilnetz transportiert wird.
  • Stromhandel auf lokaler Ebene:
    Stromüberschüsse und -defizite sollen durch Direkthandel ausgeglichen werden. (Siehe auch Handlungsempfehlung 2 der Bürgerenergie).
  • Power-to-Gas-Anlagen (P2G) fördern:
    Batteriespeicher sind für kurzfristige Lastverschiebungen sinnvoll. Für eine langfristige Energiespeicherung - Sommerenergie im Winter nutzen - eignet sich vor allem die chemische Speicherung als Wasserstoff- oder künstliches Erdgas. Neben großen P2G-Anlagen, die für Windparks geeignet sind, brauchen wir auch kleine Anlagen, bei denen man die Prozesswärme weiterverwenden kann. (Beispielprojekt in Augsburg)
  • Weniger Förderungsbürokratie:
    Statt vieler Programme mit unüberschaubaren Förderungskriterien, soll es lokalen Behörden (Kommunen, Landkreise) gestattet sein, sinnvolle Projekte selbst zu fördern, insb. Projekte der Kraft-Wärme-Koppelung, der Stromspeicherung oder von Smart-Grid-Ansätzen. Die finanzielle Ausstattung der kommunalen Ebene muss für diesen Zweck verbessert werden.
  • Weg vom Zentralismus:
    Für die Stromstabilität sind heute zentrale Engeriekonzerne verantwortlich. Für die nächste Stufe der Energiewende, die sich mit Kraft-Wärme-Koppelung, Smart-Grids, lokaler Laststeuerung beschäftigen muss, ist es sinnvoll, Veranwortung auf regionale Organisationen zu verlagern, z.B. auf die Ebene der Verteilnetzbetreiber oder Stadtwerke.

Dass wir mit dieser Sicht in unserem Dorf nicht alleine dastehen, zeigt uns ein ausführliches Papier vom Bündnis Bürgerenergie: Regionale Entwicklung mit Bürgernergie.Das Papier enthält 5 Handlungsempfehlungen, von denen das Bürgerforum Seeg vor allem 2 unterstützen möchte:

  • Handlungsempfehlung 2:
    Bürgerstromhandel ermöglichen
  • Handlungsempfhelung 3:
    Anreize für gemeinschaftliche Netze und Speicher

Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Regionalenergie ist deshalb wichtig, damit wir mit unseren lokalen Initiativen weiterkommen.

gez. U. Schaaf

Energie-Highlights 2018

Dörfliches Energiekonzept für Seeg vorgestellt

Der Energiearbeitskreis des Bürgerforums Seeg hat zusammen mit Energiefachleuten den Entwurf für ein Energiekonzept am 15.11.2018 in Seeg vorgestellt.

Es ist mit einfachen Grafiken HEUTE - MORGEN - ÜBERMORGEN dargestellt.

Abbildung Energiesystem MORGEN

Kernaussagen:

  • Seeg hat HEUTE gute Voraussetzungen:
    > Hoher Anteil an PV-Strom
    > Holz als nachwachsender Rohstoff hat bereits einen hohen Anteil
    > Zwei Nahwäremenetze liefern Wärme aus erneuerbarer Energie
  • Wenn MORGEN das Gasnetz nach Seeg kommt gibt es Chancen:
    > Ölheizungen durch saubere Gasheizungen ersetzen.
    > Eigenen Strom in kleinen Gaskraftwerken (BHKW) produzieren.
    > Wärme, die dabei entsteht in den Nahwärmenetzen verwenden.
    > Vielfältige Möglichkeiten zur Eigenstromnutzung aus PV-Anlagen.
  • Heute schon an ÜBERMORGEN denken für viel erneuerbare Energie:
    > Zubau weitere PV-Anlagen.
    > Batteriespeicher für einen kurzfristigen Ausgleich zwischen Stromangebot und -nachfrage.
    Grünes Gas verwenden:
    > aus Biogasanlagen
    > Sonnengas (PowerToGas) erzeugen zur langfristigen Speicherung für Strom & Wärme

Zum Nachlesen können Sie das Konzept hier downloaden.

Mehr . . .

Gasnetz gräbt sich nach Seeg

Am 19.11.2018 stellte die Ergas Allgäu Ost (EAO) den Stand der Arbeiten am Gasnetz vor. Es wird von Pfronten über Eisenberg nach Seeg verlegt und soll Ende 2019 an der Gabelung Senkeleweg in Seeg ankommen. Der weitere Verlauf ist entworfen, kann sich jedoch noch ändern im Zuge der Feinplanung..

 


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Was bedeutet das für das Vorankommen der lokalen Energiewende? Der Gasversorger hat bei der Einführung mit (Bio-)Erdgas für Seeg geworben. Gas ist aber auf mittelfristige Sicht weiter ein fossiler Brennstoff, zwar etwas besser als Öl von den Klimagas-Eigenschaften her, aber noch lange nicht "grün". Die Projekte, die das Gas "grün" machen, sind deshalb von besonderem Interesse (siehe das Power-ro-Gas-Projekt der Stadtwerke Augsburg unten).

Eine Erörterung zum Thema Gasnetz finden Sie hier . . .

Power-to-Gas-Projekt in Augsburg

Augsburg: Weltweit erste dezentrale Power-to-Gas-Anlage geht in Betrieb

 

 Installation der Tankanlage in Augsburg im September 2018

Die Stadtwerke Augsburg gehen zusammen mit der Wohnbaugruppe Augsburg (WBG) einen neuen Weg bei der Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien.

Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugen umweltfreundlichen Strom – doch nur dann, wenn die Sonne scheint oder der Wind bläst. So kann es sein, dass bei guten Wetterbedingungen mehr Strom produziert wird, als gerade benötigt. Andersherum: Wenn Flaute herrscht, gibt es auch keine Energie. Fehlmengen müssen zugekauft, Überschüsse an andere Verbraucher abgegeben werden. Zwar lassen sich diese Schwankungen mit Batterien ausgleichen, doch das ist sehr aufwendig. Eine clevere Technologie schafft hier einen neuen Weg der Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien: Power to Gas. Mehr . . .
 

Klimawandel 2018

Weltweit gesehen war das Jahr 2016 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Hier sind die Zahlen der NASA, die monatlich fortgeschrieben werden.

Deutschland erlebte 2018 den wärmsten Sommer, der je beobachtet wurde. (Link) So schreibt M. Hofmann auf der Seite Wetterprognose und Wettervorhersage: "Für viele ist es keine Überraschung mehr: Das Wetter im Sommer 2018 war außergewöhnlich heiß und trocken. Die Dürre sorgte für Schäden in Milliardenhöhe. Ein Sommer der Superlative."

Jetzt glaubt's wohl jeder, dass der Klimawandel keine Einbildung ist.


gez. U. Schaaf



Das Bürgerforum Seeg hatte zur Veranstaltung Regionalenergie am 21. Januar 2019 um 20:00 h in den Gemeindesaal Seeg eingeladen, siehe den Flyer zur Veranstaltung unten:


Hier ein Foto von der Podiumsdiskussion, Teilnehmer von links: Norbert Trunzer, Ulrich Gut, Dr. Karl-Heinz Brunner, Helmut Petermann, Hubert Endhardt,
Oliver Ottow, Dr. Georg Nüßlein, Thomas Pollakowski (verdeckt), im Vordergrund Markus Berktold

Als erstes Ergebnis ziehen wir dieses Resumée:

Wir vom Bürgerforum Seeg sind mit der Veranstaltung sehr zufrieden:

  • Es waren insgesamt mehr als 110 Teilnehmer dabei, obwohl schon an der vorhergehenden Veranstaltung am 15.11.18  mehr als 70 Seeger Bürger teilgenommen hatten. Zudem hatten sich viele Leute entschuldigt, weil sie definitiv keine Zeit hatten. Auch die anwesenden Politiker waren erstaunt, dass sich so viele Leute für das Thema interessieren.
  • Das Thema Regionalenergie trifft offenbar einen Nerv; auch im Unterallgäu gibt es jetzt eine Veranstaltung Zukunftskonferenz Regionale Energiewende, am 5. und 6. Februar 2019 
  • Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Markus Berktold und MdB Stephan Stracke, auf dessen Initiative die Veranstaltung zurückgeht, folgten die Impulsvorträge von MdB Dr. Georg Nüßlein, Thomas Pollakowski, Bürgerenergie und von mir. Sie wurden alle positiv aufgenommen.
  • Die sich anschließende Podiumsdiskussion wurde allgemein als sehr sachlich empfunden. Wir möchten herausstellen, dass es keinen politischen Schlagabtausch gab, sondern sehr sachlich und offen diskutiert wurde. Die Inhalte werden wir noch dokumentieren und Ihnen zur Verfügung stellen.
  • Die Moderation von Hubert Endhardt wurde von allen als neutral und zielorientiert empfunden.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für zahlreiches Erscheinen und bei den aktiven Teilnehmern für ihr Engagement.

gez. U. Schaaf

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