2014-05 Zentrale Wärmeversorgung in Kommunen

Kooperationsforum von Bayern Innovativ (LINK)


Am 07.05.2014 war ich als Energiebeauftragter von Seeg bei dieser Veranstaltung der halböffentlichen Innovationsplattform Bayern Innovativ. (LINK).

Die Veranstaltung war vollständig ausverkauft; von den ca. 200 Teilnehmern waren 28 Bürgermeister von kleineren und mittleren Gemeinden dabei. Auch die Praxisbeispiele bezogen sich auf Fernwärmenetze in kleinen Gemeinden.

Ein kurzer Abriss aus Seeger Sicht

Praxisbeispiele:

Die Seeger Wärmenetze können sich im Vergleich durchaus sehen lassen! Insbesondere die Realisierung über ein Contracting-Modell ohne Förderzuschüsse ist ein Verdienst in Seeg.

  • Stadt Merkendorf, Altmühltal (LINK)
    BM Popp referierte über Erfolge und Schwierigkeiten beim Aufbau des Netzes. Spezielle Situation in Merkendorf: Ein ansässiger Biogas-Hersteller liefert die Wärme ins Netz für einige Jahre gratis, was die Investition der Stadt vereinfachte. Der niedrige Erdgaspreis würde ansonsten für ein gasbetriebenes BHKW sprechen. Als problematisch wird durchaus auch die Vermaisung der Landschaft und der Verkehr angesehen. Interessant ist der Diskussionsprozess, den die Gemeinde eingerichtet hat, um weitere Anschlüsse zu ermöglichen.
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  • Gemeinde Dollstein, Altmühltal (LINK)
    Diese kleine Gemeinde hat ein Kommunalunternehmen aufgebaut und in Kooperation mit der Hochschule . . . eine technisch interessante Netzlösung aufgebaut: Das Netz wird im Sommer „kalt gefahren“, d.h. mit 25 Grad. Diese Vorlauftemperatur reicht aus, um mit Wärmepumpen das Warmwasser auf die erforderliche Temperatur zu erwärmen. Die Wärmepumpen sind in der Übergabestation der Fernwärme integriert und werden mit Strom aus der örtlichen Photovoltaik betrieben.
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  • Stadt Ochsenfurt, Main (LINK)
    Das Nahwärmenetz in Ochsenfurt ist schon 30 Jahre in Betrieb und wird hauptsächlich über Abwärme aus der Südzucker-Fabrik gespeist. Interessant sind die Erfahrungen aus dem jahrelangen Betrieb, was die Akzeptanz und die Aufwendungen für die Wartung betrifft.
    Download Vortrag
Methodenbeiträge:

Für die Planung von Maßnahmen zur Wärmeversorgung gibt es diverse Instrumente für Kommunen, die auch beträchtlich gefördert werden:

  • KfW-Quartierskonzepte
    betreffen Energiekonzepte für Ortsteile; sie erfassen den aktuellen Energiebedarf und planen Maßnahmen zur Einsparung. Sie werden mit 65% gefördert und betreffen auch die Organisation der nachfolgenden Realisierungsphase.
    Download Vortrag Maurer
  • Energienutzungspläne
    sind ein Instrument des Landes für Kommunen; sie erfassen die Energiesituation in der ganzen Gemeinde und erarbeiten ebenfalls Maßnahmen zur Energieeinsparung.
    Download Vortrag Maurer
  • Praktische Hinweise zur Erhebung der Energiesituation
    lieferte der Beitrag des Instituts für Energietechnik der Hochschule Amberg. Ein wesentliches Maß für die Rentabilität von Wärmenetzen ist die Wärmemenge (kWh), die im Leitungsabschnitt pro Meter und Jahr fließt; daraus errechnen sich die Netzdurchleitungskosten. Der Bau von Wärmenetzen wird ebenfalls bezuschusst: KfW-Programm Premium. Die Prognose der Energiesituation soll auch die zunehmende Wärmedämmung in Gebäuden berücksichtigen, die den Wärmebedarf in der Zukunft senkt.
    Download Vortrag Brautsch
  • Finanzielle Instrumente der Gemeinden
    für den Aufbau von Energieversorgungssystemen, die in den Beiträgen angesprochen wurden:
    > Gründung von Kommunalunternehmen (z.B. AdöR Dollstein)
    > Gründung von Genossenschaften (für Biomasse in Merkendorf)
    > Bürgschaften und Zwischenfinanzierung durch die Gemeinde, damit Bürger mitmachen können
Technik / Innovationen:

In einem Beitrag gibt es eine Liste der Innovationen, die in absehbarer Zeit nutzbar sein werden. (Download Vortrag König) Auch in der Begleitausstellung waren viele Hersteller von neuen Produkten, z.B. flexible Leitungen für den Wärmetransport oder integrierte Übergabestationen mit Pufferspeicher und Steuerung (z.B. Firma ENERPIPE, die auch in Seeg die Nahwärmeleitungen geliefert hat).

Mein Eindruck dazu:

Die Geschwindigkeit, in der Neuerungen auf den Markt kommen ist extrem hoch. Dies macht Planungen nicht leichter, weil sich die Technik in der Planungszeit schnell ändern kann.

Fazit

Die Energiewende läuft auf Hochtouren. Gerade aus kleinen Gemeinden kommen Anstöße, die sehr interessant sind. Ein Informationsaustausch auf unterer Ebene mit den Gemeinden, die ebenfalls aktiv sind, ist höchst wertvoll und bringt gutes Anschauungsmaterial.


gez. U. Schaaf