Blog from November, 2017

Soziale Ungleichheiten in der Zukunft

Ein Freund machte mich auf diesen Vortrag von Prof. Heinz Bude aufmerksam. Ich finde ihn sehr sehenswert!

Vortrag in der Teleakademie des SWR:

05.11.2017 | 45 Min. | Verfügbar bis 04.11.2022 | Quelle: SWR

Eine tiefe Spaltung zieht sich durch unsere Gesellschaft. Müssen wir uns vom Traum einer gerechten Gesellschaft verabschieden? Immer mehr Menschen sind von den Segnungen des Wohlstands ausgeschlossen und haben keine Hoffnung mehr, dass sich daran etwas ändert. Lebensläufe, die man für solide hielt, geraten ins Schlingern, weil Arbeitsplätze, die man sicher glaubte, wegbrechen. Ungelernte Aushilfskräfte kann es genauso treffen wie hochqualifizierte Wissenschaftler.

Bude gibt einen Überblick über die Armut in der Welt und konstatiert: ". . .es wird alles besser und gleichzeitig schlechter . . ."

  • Die Armut nimmt weltweit deutlich ab, verursacht durch den Aufstieg der Schwellenländer.
  • Dabei sind großräumige Unterschiede zu beachten: Während in China und Indien die Armut abnimmt, nimmt sie in anderen Teilen der Welt zu. Die Bilanz insgesamt ist jedoch positiv.
  • Die Ungleichheit in den entwickelten Ländern (OECD-Staaten) nimmt intern zu, zum Teil sogar dramatisch mit sinkender Lebenserwartung für ärmere Schichten.
  • 'Unten' in der Gesellschaft entsteht ein neues Proletariat in schlecht bezahlten Dienstleistungen.
  • 'Oben' bei den Reichen gibt es neue Gruppen (Internet-Unternehmer, Oligarchen, Hedgefond-Unternehmer), die mit ihrem Geld die Weltverändern wollen. Bude findet das 'etwas gruselig'.
  • Und in der 'Mitte' der Gesellschaft spaltet sich die Mittelklasse durch auseinander driftende "Rentabilität" der Ausbildung.

Der Vortrag ist sehr gut verständlich und sehr einleuchtend. Es lohnt sich die 45 Minuten zu investieren!

Ich kann sagen: Da hab ich was gelernt!

gez. U. Schaaf

Jamaika-Aus und die EU

 

Nachdem heute das Scheitern der Jamaika-Sondierung bekannt wurde, äußerten viele EU-Politiker, u.a. auch der Shootingstar Emmanuel Macron, ihre Besorgnis um Europa. Ich frage mich auch:

  • Ist die größte europäische Volkswirtschaft politisch gelähmt?
  • Warum kann die deutsche Politik nicht vormachen, dass gemeinsame Verantwortung vor Parteiinteressen rangiert?
  • Was wird sein, wenn bei Neuwahlen in DE die Populisten gewinnen?

Was geschieht mit Europa, wenn Deutschland schwächelt und nicht mit Frankreich zusammen führt? Viele kritisierten, dass das EU-Thema in den Jamaika-Sondierungen gar nicht behandelt wurde.
Jetzt werden sicher wieder die Gebetsmühlen angeworfen: Wir brauchen mehr Europa!
Allen voran: Juncker, Gabriel und Macron

Es mag schon sein, dass einige Politikfelder mit 'mehr Europa' angegangen werden sollten - Außen-, Verteidigungs-, Finanzpolitik? Ich befürchte nur, dass die weitere Zentralisierung von Lebensbereichen den Populisten in die Hände spielt. 'Die-da-oben' werden als noch arroganter und unerreichbarer empfunden. Und man hält sich an die "großen Freunde des Volks", siehe: Trump, Erdogan, Putin, Xi Linpinch

Vielleicht ist das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen ja hilfreich, die gesamte Politikrichtung zu überprüfen?!

Ich empfehle die Lektüre von Peter Gauweilers Essay in der FAZ von 2012 zur Zukunft Europas:  Alles so großtuerisch, so herzlos und leer. "Die Enteignung des demokratischen Souveräns muss das zentrale Thema der Debatte werden: Warum Europa sein Verlangen nach Weltmachtstatus aufgeben und dem Vorbild der Schweiz nacheifern sollte."