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So sah es vor 500 Jahren aus, als schlechtes Gewissen gehandelt wurde. Die Kirche verkaufte gutes Gewissen, nämlich die Sündenablässe, ein einträgliches Geschäft, was die Reformation von Martin Luther auslöste. Die Strombörse in Leipzig sieht heute etwas anders aus. Eine Parallele ist allerdings geblieben: Es wird dort auch gutes Gewissen verkauft wird, als Ökostrom.

Wenn ich mein Gewissen entlasten will, weil ich eigentlich zu viele Ressourcen verbrauche und jede Menge CO2 emittiere, kaufe ich Ökostrom. Also komme ich nicht in's Fegefeuer, weil ich keinen Kohle- oder Atomstrom verbrauche?!

Der Ökostromverkauf in meiner Region ist zumindest geschwindelt, weil die Versorgung hier im Allgäu ohne die Stromproduktion im AKW Gundremmingen nicht möglich wäre. Ein Versorger verkauft mir zwar wirklich Ökostrom - das glaube ich; der wird aber nur teilweise von mir verbraucht: Wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst, brauchen wir Atom- oder Kohlestrom, der irgendwoher aus dem europäischen Stromnetz kommt.

Ja, der Verkauf von Ökostrom ist ein moderner Ablasshandel, weil die Geldflüsse fast nichts mit den Energieströmen zu tun haben: Wenn mein Geld zum Ökostromproduzenten fließt, dann mache ich Platz frei für andere Stromkäufer, die nicht fragen, woher der Strom aus ihren Steckdosen kommt. Die konventionelle Stromproduktion kann sich also hinter  dem Ökostromhandel verstecken. Ich bezweifle, dass der Ökostromkauf überhaupt Einfluss auf die Stromproduktion hat.

Oder glauben Sie, dass der Ablasskauf zu Luthers Zeiten einen positiven Einfluss auf die Moral gehabt haben könnte? Ich glaube, dass das Gegenteil der Fall war. Mehr Ehrlichkeit ist für die Moral einfach besser.

Auch in Bezug auf die Energiewende, die aktuell in einer Krise steckt, bräuchten wir mehr Ehrlichkeit.

gez. U. Schaaf

Siehe auch meinen Blog-Beitrag: Wahnwitz Stromhandel

 

 

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