Erneuerbarer Strom ist erschwinglicher geworden:
- Die Gestehungskosten von Windstrom an Land sind mittlerweile auf 5,3 bis 9,6 ct/kWh gesunken.
(Meldung Windmesse.de) - Strom aus kleinen PV-Anlagen kostet heute etwa 9 bis 12 ct/kWh.
(Meldung Finanztip Dez. 2018)
Im Vergleich zu abgeschriebenen AKW- oder Kohlekraftwerks-Anlagen, die mit 1 bis 3 ct/kWh produzieren (ohne Entsorgungs- oder CO2-Kosten gerechnet) ist Strom aus Anlagen mit erneuerbaren Energien immer noch wesentlich teurer. Zudem muss man berücksichtigen, dass dieser Strom nicht immer dann anfällt, wenn er gebraucht wird.
Die Versorgung mit erneuerbaren Energien ist also teurer und nur mit Förderungen / Subventionen möglich, wenn sie mit AKW-/Kohlestrom konkurrieren muss. Diese Subventionen werden über einen Aufschlag auf jede verbrauchte Kilowatt-Stunde (kWh) finanziert (EEG-Umlage, ca. 6,5 ct/kWh). Mit jeder Novellierung des Erneuerbare Energiengesetz (EEG) wurde ein immer komplizierterer Dschungel an Vorschriften erzeugt. Dieser Dschungel behindert regionale Energieprojekte massiv.
Ein ausführliches Papier wurde dazu vom Bündnis Bürgerenergie veröffentlicht: Regionale Entwicklung mit Bürgernergie.Das Papier enthält 5 Handlungsempfehlungen, von denen das Bürgerforum Seeg vor allem 2 unterstützen möchte:
- Handlungsempfehlung 2:
Bürgerstromhandel ermöglichen - Handlungsempfhelung 3:
Anreize für gemeinschaftliche Netze und Speicher
Im einzelnen möchten wir aus unserer Sicht folgende Maßnahmen empfehlen:
- Gebäudesanierung beschleunigen (neu):
Öffentliche Institutionen sollen mit gutem Beispiel vorangehen. Ziele für die Kommune setzen und bei Erreichnung mit größeren Zuwendungen belohnen. Alle Informationsmaßnahmen nutzen, z.B. Energiekaravane oder Programm für Beratung durch Handwerker aufsetzen. - Speicherung und Lastverschiebung fördern:
Es braucht eine massive Umschichtung der Fördermittel von den Stromerzeugungs-Anlagen hin zu Anlagen, die EE-Strom speichern und Lastverschiebung (Strom dann verbauchen, wenn er verfügbar ist) ermöglichen. Vor allem aber muss der Förderungsdschungel wesentlich vereinfacht werden. - Planungssicherheit für PV-Anlagen:
Nach dem Ende der EEG-Förderung brauchen Anlagenbesitzer die Sicherheit,
> dass der Netzbetreiber einen festen Preis für die Einspeisung garantiert,
> dass Anlagenbesitzer die Möglichkeit haben, ihren Strom als Mieter- oder Quartiersstrom zu verkaufen
Besitzer von Anlagen sollen ermutigt werden, schon vor dem Förderungsende Eigenstrom, bzw. Mieter- oder Quartiersstrom zu erzeugen. - Regionalstrom dem Eigenstromverbrauch gleichstellen:
Regionalstrom wird heute mit 2 Abgaben-Komplexen belastet:
> EEG-Umlage, ca. 6,5 ct/kWh
> Netzgebühren, ca. 7 ct/kWh
Die EEG-Umlage kann entfallen oder gekürzt werden. Als Ausgleich könnte auch die Förderung beteiligter Anlagen zurückgefahren, bzw. Großverbraucher, die wenig EEG-Umlage bezahlen, etwas mehr belasten werden. Die Netzgebühren können reduziert werden, wenn Regionalstrom nur im Verteilnetz transportiert wird. - Stromhandel auf lokaler Ebene:
Stromüberschüsse und -defizite sollen durch Direkthandel ausgeglichen werden. (Siehe auch Handlungsempfehlung 2 der Bürgerenergie). - Power-to-Gas-Anlagen (P2G) fördern:
Batteriespeicher sind für kurzfristige Lastverschiebungen sinnvoll. Für eine langfristige Energiespeicherung - Sommerenergie im Winter nutzen - eignet sich vor allem die chemische Speicherung als Wasserstoff- oder künstliches Erdgas. Neben großen P2G-Anlagen, die für Windparks geeignet sind, brauchen wir auch kleine Anlagen, bei denen man die Prozesswärme weiterverwenden kann. (Beispielprojekt in Augsburg) - Weniger Förderungsbürokratie:
Statt vieler Programme mit unüberschaubaren Förderungskriterien, soll es lokalen Behörden (Kommunen, Landkreise) gestattet sein, sinnvolle Projekte selbst zu fördern, insb. Projekte der Kraft-Wärme-Koppelung, der Stromspeicherung oder von Smart-Grid-Ansätzen. Die finanzielle Ausstattung der kommunalen Ebene muss für diesen Zweck verbessert werden. - Weg vom Zentralismus:
Für die Stromstabilität sind heute zentrale Engeriekonzerne verantwortlich. Für die nächste Stufe der Energiewende, die sich mit Kraft-Wärme-Koppelung, Smart-Grids, lokaler Laststeuerung beschäftigen muss, ist es sinnvoll, Veranwortung auf regionale Organisationen zu verlagern, z.B. auf die Ebene der Verteilnetzbetreiber oder Stadtwerke.