Blog Energie&Umwelt

2019 TSB - Kraft-Wärme-Kopplung

Die TSB (Transferstelle Bingen) ist die Energieberatung von Rheinland-Pfalz. Sie hat zusammen mit dem BHKW-Infozentrum (Markus Gailfuß = Mister BHKW) die 13. Impulstagung für BHKW veranstaltet.


Es hat sich gelohnt an den Rhein zu fahren! Es gab sehr gute Vorträge, sehr lehrreiche, auch für unsere Seeger Belange. Hier ein Bericht mit Links auf die Vortragsfolien:

Mit der Kraft-Wärme-Kopplung zu mehr Klimaschutz

Staatssekretär Dr. Thomas Griese (Umweltministerium Rheinland-Pfalz)

  • Schilderung der wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels:

    Waldschäden, Niedrigwasser (Schaden 250 Mio € bei BASF)

  • KWK muß künftig die Residuallast (Strom bei Dunkelflaute) übernehmen

    Ausgleich für schwankende EE-Stromerzeugung

  • Derzeit werden BHKW zu 90% mit Erdgas betrieben; künftig schrittweise Umstellung auf Biogas und PowerToGas

  • BHKW müssen künftig stromgeführt gefahren werden; weniger Betriebsstunden,  nur dann wenn kein EE-Strom vorhanden ist, z.B. nur 1-2000 std/a,

 

Rechtliche Rahmenbedingungen

diverse Redner, Energieanwälte, Markus Gailfuß (Link)

  • Ziemlich verworrene Rechtslage, die sich schnell ändert

    wenig Planungssicherheit, aber

  • Förderung für Wärmenetze und innovative KWK

    wird bis 2030 fortgeführt

  • innovative KWK wird gefördert (12 ct/kWh)

    BHKW in Kombination mit Biomasse (sic!), Abwärme, Biogas

  • zu erwarten: Finanzielle Erleichterungen für Speicherung von Strom und Wärme

  • Tendenz der Gesetzgebung:

    Förderung von stromgeführten BHKW (stärkere Anlagen, weniger Laufzeit)

 

Dekarbonisierung der Erdgasnetze

Wolfgang Köppel, DVDW-Forschungsstelle Karlsruhe (Link)

  • Das ist ein Megaprojekt,

    viel komplexer als ich mir bisher vorgestellt habe (von wegen 'Bio-Erdgas')

  • blauer Wasserstoff:

    wird aus Erdgas gewonnen; CO2-Abscheidung und -Verpressung in Erdkavernen

    kommt vor allem für industrielle Prozesse in Frage (H2 statt Kohle in Hochöfen)

  • Wasserstoff ins Erdgasnetz einspeisen:

    Netz kann bis zu 20% und mehr H2 aufnehmen; Brennwertveränderungen müssen gemanagt werden

  • BHKW verkraften mehr Wasserstoff - andere Geräte vielleicht nicht

    leichte Reduktion der Leistung

  • Wasserstoff im Ausland produzieren:

    Elektrolyse in sonnenreichen Ländern (Südeuropa, Nordafrika, Syrien)

    Engpass könnte das benötigte Wasser sein

Interessante Beispiele für BHKW

Firmenvertreter aus Österreich und RhPf

  • Fa Jenbacher (Link)

    BHKW mit Wasserstoff geht ziemlich problemlos, auch mit reinem H2

    Motoren brauchen aber gleichbleibende Mischung, im Beispiel wird Wasserstoff direkt in den Motor eingeblasen

  • Fa. Sokratherm (Link)

    rentable Beispiele mit stromgeführter Fahrweise, kürzere Laufzeit, größere Leistung
    Für mich sehr interessant, weil BHKW heute ganz anders geplant werden, nicht mehr wärmegeführt, sondern stromorientiert. Die kleinen Gaskraftwerke laufen jetzt vor allem, wen kein erneuerbarer Strom im Netz ist, bedienen also die Residuallast.

 

Optimierung des Fernwärmebetriebs mit LoRaWAN durch Lastverschiebung

Prof. Ralf Simon (langjähriger Leiter der TSB, jetzt Prof. Türk)

  • LoRaWAN, Long Range Wide Area Network (Link)

    sehr kostengünstiges Funknetz, mit dem man „in den Keller kommt"

    viel günstiger als SIM-Karten-gestützte Steuerung

  • batteriegespeiste Sensoren mit extrem geringem Stromverbrauch

  • Technische Hochschule Bingen hat damit gute Erfahrungen gemacht

  • Antennen und Sensoren sind sehr günstig

  • eignet sich für

    > Peakshaving im Wärmebereich, z.B. durch vorzeitiges Aufheizen von Puffern

    > virtuelle Kraftwerke nach Strombedarf steuern

    > Lastverschiebung in großen Gebäuden (bei Leistungspreis

  • nicht geeignet für große Datenmengen, etwa Stromdaten im Sekundentakt

 

Contracting-Projekte Rheinhessen-Nahe

Hr. Zeis, EDG Energiedienstleistungsgesellschaft (Link)

EDG berichtet über sehr interessante lokale Projekte, in denen Sektorkoppelung zw. EE-Strom und Wärme stattfindet. Wäre ein Vorbild für Quartiersversorgung auch im Allgäu. EDG ist ein Contractor, der 50 Nahwärmenetze, darin 120 BHKW, einige Windkraft- und viele PV-Anlagen betreibt.

  • Quartiersprojekte

  • mit Mieterstrom und -wärme aus BHKW und PV

  • ziemlich viele Landkreise sind Mitglieder in dieser Gesellschaft

  • habe Hr. Zeis angesprochen,

    findet unsere Pläne sinnvoll, können uns aber in Seeg nicht beraten

 

Aus meiner Sicht war die Tagung ideal für die Vorbereitung unserer Diskussion am 15.01.20 „Gas: Klimakiller oder Chance“ sowie zur Überprüfung des Seeger Energiekonzepts.

 

gez. U. Schaaf



Wählen Sie Blog-Beiträge in der Spalte auf der linken Seite aus