Blog Energie&Umwelt
2014 Energiewende in der Landwirtschaft
Am 06.04.2014 fand der angekündigte Frühschoppen "Chancen der Energiewende in der Landwirtschaft" statt (LINK). Die Veranstaltung war gut besucht, schätzungsweise 60 Teilnehmer waren anwesend. Siehe Folien und Bilder zur Veranstaltung unten.
Themen der Veranstaltung
- Photovoltaik / Eigenstromnutzung
- Heizung / Heizgemeinschaften
- Biogasanlagen
Zusammenfassung
Christian Mair vom BBV-Ortverband Seeg-Enzenstetten begrüßte die Teilnehmer und die Vortragenden, Herrn Ulrich Schaaf, Energiebeauftragter der Gemeinde Seeg sowie Herrn Markus Baur vom Landwirtschaftsamt Kempten.
Ulrich Schaaf stellte sich in seinem Einführungsvortrag als Energiebeauftragter vor. Er sieht seine Aufgabe darin, den Bürgern und Betrieben in Seeg die Chancen der Energiewende zu erschließen und wird demnächst mit dem neuen Gemeinderat über eine Verlängerung seines Mandats sprechen.
Eingeladen wurden auch die Seeger Elektrobetriebe, die bei Projekten in landwirtschaftlichen Betrieben helfen können:
- Langhof Elektro GmbH
- Elektro Roman Müller
- Elektro Uhlemayr GmbH & Co
Markus Baur gab einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten von Landwirten die Energiewende für sich zu nutzen:
- Photovoltaik / Eigenstromnutzung
In den Folien (siehe Downloads unten) sind die Fördersätze für verschiedene Anlagenklassen genannt, auch die Zuschüsse bei Eigenstromnutzung. Zusammenfassend führt der Referent aus,
> dass die Förderung von Solarstrom definitiv ausläuft und es sich lohnt, Eigenstromnutzung in Betracht zu ziehen,
> dass die Stromspeicherung derzeit für einen Einzelbetrieb nicht sinnvoll ist, dass es aber Möglichkeiten zur Lastverschiebung gibt, z.B. durch Eiswasserkühlung bei der Milchgewinnung - Heizung / Nachbarschaftsheizung
Beim beträchtlichen Wärme- und Kältebedarf in landwirtschaftlichen Betrieben kommen verschiedene Möglichkeiten zur effizienten Heizung und Kühlung in Frage, insbesondere
> Heizungen auf Holzbasis, wenn der Betrieb Zugriff auf Holz hat,
> Wärmepumpen, die vorhandene Umgebungswärme im Betrieb nutzen,
z.B. Wärme aus Milchkühlung oder Bodenwärme, die unter Güllegruben kostengünstig gewonnen werden kann,
> Kraftwärmekopplung (KWK), bei der gleichzeitig Wärme und Strom gewonnen werden kann. - Biogasanlagen
Die Biogastechnik entwickelt sich weiter, wobei vor allem die Nutzung biologischer Abfälle im Vordergrung steht. Der Referent stellte Möglichkeiten vor, Biogasanlagen auszulegen; Hauptpunkte sind dabei der Transport von Gülle und des anfallenden Düngers sowie die Nutzung der Wärme, die bei der Gasnutzung in KWK-Anlagen ensteht. Eine Möglichkeit Biogasanlagen günstig auszulegen, ist die Trennung von Fermenter,der hofnah angelegt sein soll, und KWK-Anlage, die nahe am Wärmebedarfsort liegen soll. Der Transport des Gases kann einfach über Mikrogasleitungen erfolgen. - EnergieCheck
Das Landwirtschaftsamt in Kempten, das für Energieberatung auch in Seeg zuständig ist, verteilt ein Formular EnergieCheck (Download siehe unten), mit dem sich landwirtschaftliche Betriebe energiemäßig selbst beurteilen können. Das Landwirtschaftsamt bietet auf der Basis dieser Erhebung den Betrieben eine kostenlose Beratung an.
Abschließend führt Markus Baur aus, dass die Chancen der Energiewende vor allem dann genutzt werden können, wenn es gemeinschaftliches Denken und Zusammenarbeit gibt: Die Anlagentechnik ist nämlich um so rentabler, je größer sie ausgelegt wird.
Es folgte eine lebhafte Diskussion über verschiedene Möglichkeiten alternativer Energieerzeugung und -speicherung.
Herr Schaaf versprach, die Ergebnisse auf der Seeger Internet-Plattform Energie & Umwelt (LINK) zu dokumentieren, was mit diesem Dokument erledigt ist. Vorträge und Formular können heruntergeladen werden (Siehe unten).
Persönliches Resumée
Als Energiebeauftragter von Seeg darf ich die folgenden persönlichen Eindrücke von der Veranstaltung wiedergeben:
- Beeindruckt hat mich die Vielfalt der Chancen, die es in der Landwirtschaft durch die Energiewende gibt. Da ist richtig gutes Potenzial vorhanden!
- Bei den Heizungen ist Holz als hiesiger Brennstoff sicher zu bevorzugen, wenn man vom Öl wegkommen will. Holz ist auch kostengünstiger als Öl. Allerdings ist die Technik teurer, was größere Anlagen bevorzugt. Heizgemeinschaften mit kleinen Nachbarschafts-Wärmenetzensind deshalb ratsam.
- Es lohnt sich schon jetzt die Eigenstromnutzung bei Photovoltaikanlagen zu planen. Die Förderung läuft unwiderruflich aus und Eigenstromnutzung kann durch Lastverschiebung schon heute lohnend auf 30 bis 50% ausgebaut werden. Die Eiswassertechnik sollte man prüfen, wenn man große PV-Anlagen hat.
- Blockheizkraftwerke liefern Strom und Wärme und sind als Ergänzung zu PV-Anlagen sehr nützlich, wenn man das Ziel einer dezentralen Energieversorgung anstrebt.
- Biogas als Treibstoff für KWK-Anlagen ist energetisch und stofflich (Nutzung von Gülle, nicht Mais) sehr gut zu beurteilen. Das Substrat, das als Rückstand übrig bleibt, ist als Dünger wertvoll und kann arbeitssparend und geruchsfrei ausgebracht werden. Eine Herausforderung ist die Organisation von gemeinschaftlichen Anlagen.
Ich freue mich, dass die gemeinsame Vorbereitung der Veranstaltung mit Carolin Riehn, Christian Mair, Johann Rietzler und Markus Baur, die mir viel Spass gemacht hat, nun auch mit einer guten Veranstaltung 'belohnt' wurde. Überzeugt haben mich Markus' umfassende Kenntnisse und seine glaubwürdige Art des Vortrags.
Danke an Alle!
gez. U. Schaaf
Unterlagen
Folien Vortrag Markus Baur ( Download)
Formular EnergieCheck Landwirtschaft (Download)
Bilder zur Veranstaltung
(von Frau Margarete Schreyer, Bay. Landwirtschaftliches Wochenblatt erhalten):
gut besuchter Saal im Gemeindezentrum
Markus Baur beim Vortrag
nach der Veranstaltung (von links): Christian Mair, Carolin Riehn, Ulrich Schaaf, Markus Baur
Wählen Sie Blog-Beiträge in der Spalte auf der linken Seite aus