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Stromlieferung Landwirtschaft - Tourismus

Ziele

Landwirtschaft und Tourismus im südlichen Ostallgäu schließen sich zusammen und fördern gemeinsam den Klimaschutz. Das geschieht zum gegenseitigen Vorteil und nützt der notwendigen Transformation zu einem klimaneutralen Wirtschaften.

Tourismusbetriebe im Allgäu brauchen mehr erneuerbaren Strom damit sie klimaneutral arbeiten können. Dieser kann von Landwirten aus der Region geliefert werden, wenn diese den Strom von den großen PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Gebäuden an die Hotels liefern.

Das seit Jahren benutzte Montoring-System für Strom kann zu einem lokalen Ökostromhandel Tourismus - Landwirtschaft erweitert werden. Damit wird eine Grundlage geschaffen, dass sich der Betrieb ausgeförderter PV-Anlagen bei Landwirten weiter lohnt und neue PV-Anlagen rentabel installiert werden.

Simulation einer Stromlieferung

Strom aus der PV-Anlage eines Landwirts (LW) soll an ein Hotel im gleichen Ort geliefert werden. Die Entfernung zwischen Erzeuger (LW) und Verbraucher (Hotel) ist zu groß für eine Direktleitung, die einen physikalischen Stromtransport ermöglichen würde. Insofern nutzen beide Betriebe das Strom-Verteilnetz um die Stromlieferung bilanziell zu verrechnen. Dies erfolgt aufgrund der 1/4-Std-Messwerte: Ein Strom-Überschuss beim Landwirt in einer Viertelstunde, z.B. von 8:00 h bis 8:15 h kann vom Hotel in der gleichen Viertelstunde genutzt werden, sofern Bedarf besteht. Der gelieferte Strom senkt dann den Strombezug des Hotels in dieser 1/4-Std.

Dies wurde im Rahmen einer Vorstudie bei Betrieben in Hopfen a. See beleuchtet:

  • Beim Landwirt wurden Messgeräte installiert und abgelesen.
    Die Messwerte lagen als Viertelstunden-Werte für einen Monat (Mitte Aug bis Mitte Sept) vor.

  • Die Messwerte für das Hotel konnten wir aus dem Monitoring übernehmen
    und den Messwerten vom Landwirt gegenüberstellen.

  • Der beim Landwirt produzierte PV-Strom wird in jeder Viertelstunde wie folgt verrechnet:
    > Zunächst wird der erzeugte Strom dem Eigenverbrauch zugewiesen
    > dies lohnt sich am meisten, weil sich der Landwirt den Stromeinkauf aus dem Netz spart
    > wenn es danach noch Strom-Überschuss gibt, kann dieser verkauft werden (wobei Netzgebühren anfallen)
    > wenn beim Abnehmer in dieser Viertelstunde ein entsprechender Bedarf vorhanden ist, kann er den Strom übernehmen
    > seine Stromrechnung wird um diesen Betrag reduziert (eine kleine Gebühr fällt für den Betreiber einer IT-Plattform an, über die abgerechnet wird)
    > wenn danach immer noch Strom-Überschuss vorhanden ist, wird dieser eingespeist

Ergebnisse der Simulation

Um einen typischen Tagesablauf darzustellen, wurden zunächst für alle Stunden des Tages Durchschnittswerte berechnet, z.B. wieviel Strom an allen Tagen mittags zwischen 12 und 13 h durchschnittlich aus dem Netz bezogen wurde, nämlich 4,21 kWh oder die PV-Produktion im gleichen Zeitraum, 12,56 kWh. (Siehe dazu die Tabelle unten.)

  • Eigenversorgung
    Summarisch auf den ganzen Monat bezogen, wurden ca. 3.600 kWh bezogen und 2.800 kWh über die PV erzeugt.
    Das erscheint zunächst großartig als fast 80% Eigenversorgungsquote.

  • Nutzbarer Eigenstrom
    Die tatsächliche Eigenversorgungsquote beträgt aber nur knapp 32 % wenn man Viertelstunden-genau abrechnet.
    Hauptgrund für diese eher geringe Quote ist vor allem der Stromverbrauch für die Milchkühlung, der am frühen Morgen und am späteren Nachmittag anfällt, wo es nur geringe PV-Erträge gibt. Für die Landwirtschaft wird deshalb überlegt, wie der Stromüberschuss am Mittag für den Tagesrand gespeichert werden kann, entweder über Batterien oder über einen Kühl-Speicher, der mit Mittagsstrom aufgefüllt werden kann.

  • Stromüberschuss für den Verkauf
    Vom erzeugten PV-Strom stehen nach Abzug des Eigenstroms 60% für einen potenziellen Verkauf zur Verfügung.

  • Tatsächlicher Verkauf
    Im speziellen Fall, bei dem das Hotel den Strom abnehmen würde, lassen sich aber nur 33% dieses Überschusses unterbringen, da auch das Hotel über eine große PV-Kapazität verfügt und über Mittag weniger Strombedarf hat.

  • Einspeisung
    66% des Stromüberschusses können also weder beim Landwirt noch im Hotel verwendet werden. Sie fließen also ins Netz. Bei dieser Betrachtung ist allerdings noch nicht berücksichtigt, dass das Hotel künfig mehr Strom brauchen wird, speziell für die Elektromobilität.

  • Anderes Hotel als Abnehmer
    Im Monitoring sind auch die Daten eines anderen Hotels ohne eigene PV-Anlage enthalten. Wenn man diesen Abnehmer unterstellt, könnte der Landwirt praktisch den gesamten Stromüberschuss verkaufen.

Tabelle Stunden-Durchschnitte für einen Monat

kWh für den Tagesverlauf (negative Werte = Erzeugung)

Grafik zum typischen Tagesverlauf (Mitte August - Mitte Sept)

 

Weitere Vorgehensweise

Für die Verrechnung des Stromhandels ist eine Software-Plattform erforderlich. Solche Plattformen gibt es, z.B. Cells-Energy oder OwerPower. Die Systeme sind jedoch im Verteilnetz der Elektrizitätswerke Reutte (EWR) nicht einsetzbar, aufgrund der speziellen Situation: Versorgung aus Österreich und Abrechnung nach deutschem Recht.

Von Seiten der Hoteliers, die im Monitoring-Verbund mitmachen, wurde eine Eigeninitiative erörtert: Wenn kein Plattformbetreiber gefunden werden kann, der den Stromhandel abwickelt, könnten sich die Hotels zusammentun, um eine Software auf die Verhältnisse des EWR-Verteilnetzes umzustellen.

 

Bisher konnte dafür kein Partner gefunden werden, der als Bilanzkreis-Verantwortlicher gegenüber der österreichischen Börse auftreten möchte.

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