Boden pflegen, Klima schützen

Sepp Braun, ein Pionier der nachhaltigen Landwirtschaft hat am 2. Dezember 2024 diesen Vortrag im Haus Hopfensee gehalten. Einen inhaltlich gleichen Vortrag gibt es als Video bei Youtube, wo er auf dem er mit Mathias Forster BestEconomicForum spricht.

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Biolandwirt und Nachhaltigkeitspionier
Sepp Braun bewirtschaftete einen Bioland-Betrieb mit Milchvieh und Saatguterzeugung nördlich von München. Der Hof wurde seit 1988 nicht nur konsequent biologisch bewirtschaftet, sondern auch weitgehend energieautonom. Sepp Braun hat sich ganz der Erforschung der Bodenfruchtbarkeit verschrieben.

Seit er den Hof an seine Tochter übergeben hat, engagiert er sich bei der Bioland Stiftung, die sich mit Praktikern um eine nachhaltige Landwirtschaft kümmert.

Er betont zu Beginn, dass es ihm nicht nur um den klassischen Klimaschutz geht, bei dem die Landwirtschaft das CO2-Klimagas kompensiert. Vielmehr möchte er die Bodenpflege umfassend für Klima, Wasserhaushalt, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Tierwohl und gesunde Ernährung für Mensch und Tier betrachten.

Um die zunehmende Ausbeutung (Degradation) der Böden zu reduzieren und eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, schlägt Braun ein Bündel von Maßnahmen vor.

Gemischte Bepflanzung

Die strikte Trennung der offenen Landschaft in Wald und Feld ist schlecht für Ertrag und Umwelt.

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Ein lichter Wald lässt die Sonne durch für Fotosynthese auch am Boden

Er plädiert für AgroForst-Systeme, wobei auf den Feldern vermehrt Hecken oder Baumreihen gepflanzt und lichte Waldgebiete auch für die Beweidung zugelassen werden sollten. Die Vorteile sieht er so:

  • Verbesserter Abbau von Klimagasen in Baumkronen, auf Heckenhöhe und am Boden

  • Artenvielfalt unterstützen durch weniger Monokulturen und mehrjährige Pflanzenfolgen

  • Abkühlung durch verstärkten Wasserkreislauf, bessere Verdunstung über Mischkulturen

  • Grundwasserspiegel bleibt erhalten für eine gute Wasserversorgung

Er bringt eindrückliche Beispiele aus Polen und der Sowjetunion, wo erodierte Böden mit gesenktem Grundwasser wieder regeneriert wurden und so die Trinkwasserversorgung wieder hergestellt wurde. Die Wiederbelebung von degradierten Böden sei durchaus in kurzer Zeit möglich.

Ein artenreiches Grünland - blühende Wiesen - mit viel Kleegras ist wichtig für Humusaufbau (= CO2-Abbau), Wasser-infiltration und Bio-diversität

Die Erträge von Biomasse (TM) sind größer.

 

Bodenbewirtschaftung

Sepp Braun gibt einen vertieften Einblick in die komplexen Zusammenhänge der Boden-Ökologie, wobei die Wissenschaft noch ein großes Aufgabenfeld vor sich hat.

Die drei Säulen der Bodenfruchtbarkeit:

  • Bodenphysik

  • Bodenchemie

  • Bodenbiologie

 

 

 

 

 

Die Physik ist vor allem für die Durchwurzelung maßgeblich; die Bodenbiologie wird maßgeblich von der Regenwurmdichte beeinflusst. Eine tiefe Durchwurzelung und eine hohe Regenwurmdichte machen den Boden wasserdurchlässig. Starkregen-Ereignisse kann die Landschaft dann viel besser bewältigen.

Schwere Maschinen verdichten den Boden und sind schädlich für Bodenfruchtbarkeit und Ertrag. Traktoren und Maschinen müssen wieder leichter werden, damit sich der Boden erholen kann.

 

 


Für die Bodenchemie ist ebenfalls die Durchwurzelung ausschlaggebend und für die Bodenbiologie vor allem die Regenwurmdichte.

 

Ernährung von Tieren und Menschen

Wenn Kühe vor allem mit Gras und Heu und nur begrenzt mit Kraftfutter gefüttert werden hat dies mehrere Vorteile: Die Entwicklung von Klimagasen, insb Methan bei der Verdauung wird geringer und die Gesundheit der Tiere wird unterstützt. Vor allem aber vermindert sich der Ausstoß von Klimagasen durch eine Weidehaltung. Kuhmist auf der Weide fördert die Biodiversität, die beim Biolandhof Braun durch den Zumischung von Kräutern zum Kleegras ergänzt wird.

Und von der gesunden Ernährung der Tiere profitieren auch die Menschen, da die Milch dann mehr ungesättigte Fettsäuren enthält.

Vorteile einer nachhaltigen Landwirtschaft

Wenn man die Bewirtschaftung unserer Wälder und Felder so umstellt erholen sich die ausgelaugten Böden. Könnte man den Humusaufbau, der bei nachhaltiger Landwirtschaft entsteht und viel CO2 im Boden bindet, auf alle Acker- und Grünlandflächen der Welt ausweiten, wären - so Sepp Braun - unsere Klimaschutzprobleme gelöst.

Auch Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie Allergien könnten eingedämmt werden. Insgesamt wäre eine Welt mit ökologischer Landwirtschaft auch friedlicher.

Die nachhaltige Landwirtschaft verlange viel von den Bauern. Diese Arbeit müsse gesellschaftlich besser geschätzt und belohnt werden.

Diskussion

Im Publikum waren viele Landwirte, die jedoch eher zurückhaltend waren. Der Referent meinte, dass die Akzeptanz für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Bevölkerung zurückgeht, dass er aber bei großen Betrieben der Milchwirtschaft und des Einzelhandels eine wachsende Aufgeschlossenheit sieht.

In Irland gebe es sehr viel Feldhecken, stellte eine Besucherin fest. Dies sei jedoch vor allem dem starken Wind geschuldet.

Die großen Regenmengen in diesem Jahr in Brandenburg hat es früher auch gegeben, so Sepp Braun. Heuer haben diese zu den Überschwemmunge geführt durch Bodenversiegelung und -verdichtung. Der Boden konnte um 1900 ähnliche Regenmengen noch aufnehmen. Wir müsssen die Versiegelung stoppen und die Landschaft wieder entsiegeln.

Besucher fragen nach der Düngung der Felder mit Gülle. Die Düngung einzustellen sei nicht sinnvoll, wichtig sei es aber die Gülle besser zu behandeln, insb durch Belüftung, Zugabe von Steinmehl und Pflanzenkohle. Damit kann der schädliche Ammoniakgehalt reduziert werden.

Aus dem Publikum wurde gefragt, ob es nicht sinnvoll sei, Ausbildung der Bauern zu verbessern. Sepp Braun verwies auf die Bioland-Stiftung, die mit dem Bodenpraktiker-Kurs den Landwirten Fortbildungskurse anbietet.

 

Gez. U. Schaaf