Windenergie in windarmer Gegend

Johannes Schnabel, Fa. ENERCON hat am Montag 01. Juli d.J. im Haus Hopfensee einen Vortrag gehalten: 'Windenergie in windarmer Gegend' (Download der Folien). Das Fortbildungszentrum Eggensberger konnte diesen Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe Klima & Energie anbieten. Im südlichen Ostallgäu bläst der Wind eher schwach; lohnen sich hier trotzdem Windräder, damit es auch in der Nacht und im Winter erneuerbaren Strom gibt?

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Foto Ing-Büro Sing, Landsberg-Lech

Viele der etwa 40 Teilnehmer erwarteten (wie der Schreiber dieser Zeilen), dass man Windenergie hier vergessen kann. Erfreulicherweise trifft dies nicht zu: Windenergie kann auch hier sinnvoll und wirtschaftlich erzeugt werden und den Windstrom aus Norddeutschland, der über Leitungen kommt, ergänzen.

 

 

Windpark in Fuchstal nördlich von Schongau

 

Schnabel als Vertreter eines Windkraft-Herstellers stellte seine Firma vor, deren Hauptquartier in Aurich, Deutschland ist, wo Entwicklung und Planung sowie die Erprobung der Hauptkomponenten erfolgt. Produktionsstandorte befinden sich auch in Portugal (Flügel) und Polen (Generatoren).

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Schwachwind-Anlagen von ENERCON

Starkwind-Standorte sind in Deutschland bereits gut genutzt. ENERCON und andere Hersteller konzentrieren sich daher auf Schwachwind-Gegenden. Dort sei das Marktpotenzial noch größer.

Der Referent erläuterte die Grundlagen der Windenergie: Die Anlagen werden immer größer, Nabenhöhe derzeit bis 175 m, um auch in Schwachwind-Gebieten bessere Windbedingungen zu haben. Die immer größeren Komponenten, Masten, Generatoren, Flügel erfordern entsprechende Transport- und Aufstellungsmöglichkeiten, ins. riesige Krananlagen.

 

Der Energieertrag ist abhängig von Anlagen-Merkmalen, Rotorradius und Höhe, sowie von Standort-Merkmalen, insb. Windgeschwindigkeit, die sich exponenziell auswirkt.

 

 

 

Bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5 Meter pro Sekunde ist (m/s) ist der Windertrag weniger als die Hälfte wie bei 7,5 m/s.

Die geringere Rentabilität einer Anlage in Schwachwind-Gebieten wird deshalb vom Gesetzgeber durch einen Korrekturfaktor ausgeglichen: Die garantierten Einnahmen pro Kilowattstunde erhöhen sich von etwa 8 auf gut 11 ct/kWh. Mit dieser Vergütung lohnen sich auch Anlagen in Schwachwind-Gebieten.

Die lebhafte Diskussion mit dem Publikum beschäftigte sich u.a. mit technischen Fragen (Bruchgefahr von Mast oder Flügeln, Stromanschluss) sowie der Abschaltung von Anlagen wg. Stromüberschuss, Wartung, Fledermaus- und Vogelabschaltungen. Weiterhin wurde der Ablauf von Genehmigungsprozessen erörtert. Der Referent empfahl frühzeitig mit Grundeigentümern zu sprechen und einen Vorbescheid zu beantragen, bevor teure Ausgaben für Naturschutzgutachten und Windmessung anfallen.

Es wurden viele erfolgreiche Beispiele für  Anlagen mit Bürgerbeteiligung genannt. Ein anschauliches Video zeigte die Errichtung von Windrädern in der Gemeinde Fuchstal (nördlich von Schongau, siehe Foto).

 

gez. U. Schaaf