Blog Energie&Umwelt
Newsletter 6: Pilotprojekt in Seeg
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eENERGY
Liebe Energie & Umwelt-Interessenten,
der diesjährige Newsletter ist überschattet von der Corona-Krise. (Siehe auch meinen Corona-Zwischenruf.) Wir haben gelernt, was ein plötzlicher Umbruch bedeuten kann ist, eine "Disruption"! Wir alle haben das Gefühl: Nichts wird gleich sein nach Corona!
Und doch gibt es sehr erfreuliche Entwicklungen, in Europa, aber auch bei uns in Seeg:
Pilotprojekt Mieterstrom
Bei unserem Arbeitskreismitglied Ulrich Gut ist jetzt - nach einem guten Jahr Entwicklungsphase - eine Mieterstromanlage der Firma Pionierkraft in Betrieb genommen worden. Die Anlage der Firma Pionierkraft liefert den Strom, der von der hauseigenen PV-Anlage produziert und nicht vom Eigentümer verbraucht wird, in erster Priorität an den Mieter. Sollte immer noch ein Stromüberschuss vorhanden sein, wird dieser wie bisher ins Netz eingespeist.
Dies ist eine gute Nachricht für Mieter und Hausbesitzer in Seeg, die auf ihrem Haus oder auf einem Nebenhaus eine PV-Anlage haben. Besonders interessant wird diese Installation, wenn die PV-Anlage nach 20 Jahren aus der Förderung fällt. Sie muss dann nicht abgebaut werden, sondern kann lohnend weiterbetrieben werden.
Pilotanlage von Pionierkraft:
Der Wechselrichter links oben wandelt den PV-Strom vom Dach in Wechselstrom, der im Haus verbraucht wird
Die Messgeräte sind rechts im Schaltschrank verbaut, je eines für den Hausbesitzer und den Mieter
Hardware von Pionierkraft (früher Pioniernetz): Steuert die Stromverteilung:
> zuerst wird Bedarf des Hausbesitzers abgedeckt,
> dann wird Mieter mit PV-Strom versorgt,
> überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist.Wenn die Sonne nicht scheint, wird das Haus normal über das EWR-Netz versorgt.
Für Leute, die sich auskennen:
Vorteil der Lösung ist die Unabhängigkeit der Stromkunden; sie sind frei am Markt wie es der Gesetzgeber vorschreibt
Die Installation der Pilotanlage wurde vom EWR sehr unbürokratisch begleitet. EWR wird auch Messungen machen, die die Unbedenklichkeit der Anlage nachweisen.
Hier ein kurzer Image-Film von Pioniernetz (neu Pionierkraft).
Klimaschutz und Corona
Die Pandemie wird in einem Jahr, spätestens in 18 Monaten bewältigt sein. Die Umwelt- und Klimakrise wird uns aber nach der Corona-Krise bleiben, zusätzlich zur unvermeidlichen Wirtschaftskrise. Krise, Krise, Krise: Da möchte man schon in Pessimismus und Zukunftsangst verfallen?
Aber dennoch gibt es einige erstaunlich positive Entwicklungen! Vor allem auch im Bereich Umwelt & Energie.
Konjunkturprogramm
Mit einem Wumms von 130 Milliarden Euro soll die Wirtschafts- aber auch die Klimakrise bekämpft werden:
Die Koalition in Berlin hat sich auf ein 130 Milliarden-Konjunkturprogramm geeinigt, das auch den Strukturwandel fördert (aus dieser Veröffentlichung):
> Absenkung der Mehrwertsteuer: Vom 1. Juli an bis zum 31. Dezember 2020 soll der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent und für den ermäßigten Satz von 7 Prozent auf 5 Prozent gesenkt werden.
> Kinderbonus für Familien: Einmalig erhalten Eltern 300 Euro pro Kind. Für Alleinerziehende werden die Freibeträge verdoppelt.
> Stärkung der Kommunen: Der Bund erhöht seinen Anteil an den Kosten für die Unterkunft von Bedürftigen, gleicht die Gewerbesteuerausfälle der Kommunen zur Hälfte aus und stärkt den Öffentlichen Nahverkehr sowie den Gesundheitssektor.
> Entlastung bei den Stromkosten: Die EEG-Umlage soll ab 2021 über Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt abgesenkt werden.
> Zukunftspaket: 50 Milliarden des Programms gehen in ein Zukunftspaket unter anderem mit steuerlicher Forschungsförderung für die Entwicklung von Quantencomputing und Künstlicher Intelligenz. Auch die verstärkte Nutzung der Wasserstoffenergie und eine verbesserte Förderung von Elektrofahrzeugen sind Teil des Pakets.Es wird keine Abwrackprämien wie im Gefolge der Finanzkrise 2008 geben, sondern Investitionen in einen Strukturwandel, der von Fachleuten, z.B. Agora-Energiewende oder von der Wirtschaft, z.B. beim Petersberger Klimadialog gefordert wurde.
Natürlich wird dieses Programm unterschiedlich bewertet, die Reaktionen gehen Von 'beeindruckendes Signal' bis 'wenig nachhaltig und unfassbar teuer' (Tagesspiegel). Insgesamt sagen die Fachleute aber "Besser als gedacht" (Focus). Zusammen mit dem Klimaschutzgesetz von 2019 wird das einen Anstoß für den Strukturwandel hin zu mehr Klimaschutz verursachen.
Den vollständigen Text der Koalitionsvereinbarungen finden Sie HIER. Spannend zu lesen!
Innovation
Im Konjunkturprogramm werden viel Innovationen zusätzlich gefördert, ins. die Elektromobilität und die Wasserstofftechnik.
So wie bei der Impfstoffentwicklung dauert auch die Entwicklung innovativer Energietechnik viel Zeit. Als Zuschauer mit Sympatie für Klima- und Umweltschutz geht es vielen zu langsam voran.
Ein Beispiel ist auch die oben beschriebene Pilotanlage für Mieterstrom in Seeg:
Die Kollegen und Finanziers des Pionierkraft-StartUps mussten technische Rückschläge hinnehmen und korrigieren. Das dauerte lange, ins. auch die Überzeugung der Geldgeber. Und jetzt müssen Verkauf und Produktion in Gang kommen.
Wer - wie ich - viele technische Innovationen über einen längeren Zeitraum verfolgt, ist aber erstaunt, dass sich doch so viel bewegt! Herausgegriffene Beispiele zum Thema Stromspeicherung:
Batterietechnik
Die gängige Lithium-Ionen-Technik wird laufend verbessert. An den Kritilkpunkten, was Kapazität, Ressourcenverbrauch und Kinderarbeit wird gearbeitet. Auch das Recycling der Batterien macht Fortschritte. Daneben gibt es neue Techniken für Batterien, die ins. große Strommengen speichern können. Für Interessierte hier ein paar Beispiele:
> LEW koppelt in Rain am Lech große Batterie mit Wasserkraft
> Batterie-Recycling gegen die Rohstoffnot
> Neue Batterietechnik Redox-Flow bei Fraunhofer und beim Autozulieferer Schaeffler
Viele zweifeln an der Bevorzugung der Elektromobilität. Es gibt aber laufend Verbesserungen. Beim Verbrennungsmotor hat es schließlich 100 Jahre gedauert, bis der heutige Stand der Technik erreicht war. Beim e-Auto wird es wesentlich schneller gehen!Wasserstofftechnik
In Berlin wurde jetzt die 'Nationale Wasserstoffstrategie' beschlossen. Mit grünem Wasserstoff soll die Großindustrie (Stahl, Chemie) sowie der Luftverkehr und Schwerlasttransport klimaneutral gemacht werden. H2 kann auch die Stromproduktion sicherstellen, wenn der Wind nicht bläst oder die Sonne nicht scheint. Aus Wasserstoff kann Treibstoff gewonnen werden, wo der Einsatz von Batterien nicht sinnvoll ist. Diese Entwicklung geht voran, wenn auch langsam. Auch hier ein paar Beispiele:
> Großtechnische Anlage zur H2-Gewinnung in DE
> Modulare Kleinanlage für Wasserstoff (englisch)
> Wasserstoff in Afrika: Entwicklungsminister Gerd Müller
> Power-to-gas in einer Augsburger Wohnanlage
Es wird dauern, bis Wasserstoff und die Folgeprodukte daraus wirtschaftlich konkurrenzfähig sind. Trotzdem passiert sehr viel!
Gerade weil die Entwicklungen lange dauern, ist es wichtig, dass unsere Gesellschaft frühzeitig beginnt.
Corona hat gezeigt, dass man mit Vorsorge viel Geld hätte sparen können: Im Konjunkturprogramm ist 1 Milliarde vorgesehen für den Aufbau einer inländischen Produktion von Schutzausrüstung und Impfstoffen; wir hätten zig Milliarden einsparen können, wenn man früher angefangen hätte.
Beim Klima- und Umweltschutz gilt das in noch größerem Umfang. Ich persönlich bin optimistisch, dass uns die Corona-Krise voranbringt. Pack mr's!
Mit freundlichem Gruß
U. Schaaf
Kontaktdaten:
eENERGY
Ulrich Schaaf
Berkmühle 3
87637 Seeg
tel +49 (0) 8364 9862078
fax… .+49 (0) 8364 9862079
mobil +49 (0) 178 3776546
mail u.schaaf@eenergy.eco
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